Konzertbericht: Tame Impala flechten ein Netz aus Klängen in Berlin Wie “psychedelic hypno-groove melodic rock music” klingt, durften die Zuschauer beim Tame Impala Konzert am vergangenen Freitagabend in Berlin erleben. Leichtfüßig und hörbar entspannt hüpfte das zahme Antilopentier in wunderbaren Träumen versunken über die Bühne im Festsaal Kreuzberg. Ein psychedelisches Klanggeflecht spannt sich durch den Saal, von der Bühne bis in die letzte hintere Ecke. Es umfängt die Zuschauer wie ein Netz, breitet sich aus, streichelt ihre Wangen, so dass sie sichtlich berührt von rechts nach links wippen. Ein süßlicher Duft schwirrt durch die Luft. Ist er es, der das Publikum besänftigt und eine nahezu seltsam entspannte Stimmung hervorruft? Auf der Bühne berühren nackte Füße die am Boden liegenden Effektgeräte. Ein Tritt und die Gitarre spricht in veränderter Stimme zu uns, ist mal nah, mal fern, entschwebt in andere Sphären. Tame Impala entführen uns in eine fremde Welt, eine andere Zeit. Die Band aus dem australischen Perth ist hörbar inspiriert von der Musik der Endsechziger und Siebziger Jahre. Eine Zeit, in der John Lennon noch lebte, The Hollies Hits wie „Stop, Stop, Stop“ schmetterten, The Mamas and The Papas vom kalifornischen Traum sangen und The Doors die Musikwelt veränderten. Tame Impala – Glühwürmchen im Mixer Im Hintergrund der Bühne flirren auf einer Leinwand grüne Lichter in graphischen Formen umher, verleihen dem psychedelischen Klang der Instrumente eine visuelle Koordinate. Oszilloskop nennt sich das Gerät, dass diese Art der Visualisierung möglich macht. Seinen Höhepunkt erreicht das Lichterkino mit der Interpretation des Massive Attack Covers „Angel“. Vor allem Gitarrist Kevin Parker trägt dazu bei, die kleinen grünen Kreise in Schwingung zu versetzen. Glühwürmchen im Mixer. [youtube O4hXWxRGUlY] Tame Impala spielen keine Zugaben Zu Ende des Konzertes macht Frontmann und Songwriter Kevin Parker unmissverständlich klar, dass es bei Tame Impala keine Zugabe geben wird. Wenn der letzte Song verklungen ist, dann ist tatsächlich Schluss. Denn ein Tame Impala Konzert ist ein kreatives Ganzes, ein Kunstwerk, dass vom zusätzlichen Gewicht einer Zugabe zerrissen werden würde. Da nützt auch der frenetische Beifall des Publikums nichts. Mag das jeder finden wie er will, ich empfinde dies als Ausdruck künstlerischen Selbstbewusstseins. Ein willensstarkes Antilopentier, das weiß, was es will. Konzertbericht – Fazit Alles in Allem ein gelungenes Konzert, das in sich ruhte wie kaum ein anderes. Entspannte Atmosphäre, ausgefeilte Technik und eine manchmal fast zu zahme Band machten den Konzertabend zu einem unvergesslichen Erlebnis. Treefight for Sunlight als Support von Tame Impala Was am Konzertabend voran gestellt war, soll hier wenigstens am Ende noch einmal Erwähnung finden. Denn Treefight for Sunlight waren extra aus Dänemark angereist, um Tame Impala auf ihrer Deutschland-Tour zu unterstützen. Und das war eine denkbar gute Entscheidung! Mit ihrem strahlenden Sixties-Pop bereiteten sie das Publikum im Festsaal Kreuzberg bestens auf das vor, was noch kommen würde. In Songs wie „Facing The Sun“ konnte man die Sonne nahezu strahlen, die Blumen sprießen und die Bienchen summen hören. Gute-Laune-Musik, die Lust auf mehr macht! Besonders beeindruckend wirkte die hohe Falsett-Stimme von Bassist Christian Rohde Lindinger im Kate Bush Cover „Wuthering Heights“. Hätte man es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte man gut und gerne glauben können, auf der Bühne stehe eine holde Jungfrau, die sich gerade ihr zartes Stimmchen aus dem Leib singt. Der ein oder andere, der sich getraute einmal genussvoll die Augen zu schließen, wird dies sicher bestätigen können. [youtube lAYAN4R-eyM] Werbung