Viele kennen Marketa Irglova nur als die zierliche junge Frau an der Seite von The Frames Frontman Glen Hansard im Film „Once“. Am vergangenen Donnerstagabend bewies die 23-jährige tschechische Sängerin im Berliner Babylon, dass sie flügge geworden ist und ihre Flügel sie auch ohne den einstigen Mann und Mentor an ihrer Seite sicher tragen.

Veröffentlichten sie noch Ende 2009 ein zweites gemeinsames Album unter dem Namen „The Swell Season“, so gehen Marketa Irglova und Glen Hansard, die einst auch privat ein Paar waren, nun wieder getrennte Wege. Marketa jedenfalls publizierte ihr erstes Solo-Album „Anar“ Anfang Oktober und präsentierte dieses am vergangenen Donnerstag in Berlin.

Ganz allein ist Marketa allerdings auch auf ihrer jetzigen Tour nicht unterwegs. Es begleiten sie ihre Musikerkollegen und – wie sie selbst betont – Freunde Aida Shanhghasemi, Rob Bochnik und Tim Isler, von denen die beiden erstgenannten auch schon bei The Swell Season mitwirkten.

Konzertbericht: Marketa Irglova im Babylon Berlin 2011

Am vergangenen Donnerstagabend zeigte sich Marketa Irglova wie gewohnt von ihrer sanften Seite. Die Klangfarben, in der ihre Kompositionen erstrahlten, schienen allerdings deutlich bunter und vielfältiger als man es von The Swell Season kennt. So entführte sie das Publikum in eine exotische Welt voller wundersamer, teils orientalischer Klänge und ließ Emotionen wie Sturzbäche auf die Zuschauer herabprasseln.

Die besondere exotische Färbung der Songs scheint nicht zuletzt auch aus Marketas enger Zusammenarbeit mit der Percussionistin Aida Shanhghasemi zu resultieren. Sie sorgte mit ihrer Daf – einer iranischen Form der Rahmentrommel – für das nötige rhythmische Fundament und verzauberte das Publikum mit ihren klangvollen orientalischen Gesängen (beispielsweise im Song „Dokhtar Goochani“, der ebenfalls iranischen Ursprungs ist).

Das Publikum im Berliner Babylon konnte am Donnerstag live miterleben wie die zierliche, äußerlich unscheinbare Marketa Irglova über sich hinaus wuchs. In einer roten Wollstrickjacke, einem grauen Rock und einer gepunkteten Strumphose bekleidet gab die jugendlich wirkende Frau den Zuschauern Lebensweisheiten mit auf den Weg, die noch lange nach Konzertende in ihren Köpfen nachgeklungen haben mögen. In Songs wie „Let Me Fall In Love“ forderte sie jeden Einzelnen dazu auf, mit offenen Augen durch das Leben zu gehen und die Schönheit in jedem noch so winzigen Ding zu entdecken.

Außerdem präsentierte sie bekannte Songs aus ihren Alben mit Glen Hansard in teils verändertem Gewand. So sollte zum Abschluss des Konzertes auch „Falling Slowly“ – der Oscar prämierte Song aus „Once“ – noch einmal erklingen. Dafür bat sie Songwriter Sean Rowe auf die Bühne, der bereits im Vorprogramm mit seiner tiefen, brummigen Stimme begeisterte. Das Publikum dankte es der jungen Musikerin mit Standing Ovations, frenetischem Beifall und der ein oder anderen Träne, die sich im Meer der Emotionen verlor. Was für ein wundervoller Abend …

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